Interview mit Peter Post im Strassenfeger:

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Das Debüt

Wachablösung“ –Bob-Dylan-Coverversionen auf deutsch

Andreas Düllick sprach für den strassenfeger mit Peter Post über dessen Debütalbum „Wachablösung“.

strassenfeger: Kannst Du Dich kurz vorstellen?

Peter Post: Ach da gibt es nicht viel zu sagen, ich bin ein Allerweltsmensch, männlich um die 50.

strassenfeger: Wie bist Du zur Musik gekommen?

P. P.: Das muß so gewesen sein, wie ich zur Welt gekommen bin. Ich habe mich schon immer für Musik interessiert und welche gemacht.

strassenfeger: Du hast gerade Dein erstes Doppel-Album, „Wachablösung“, rausgebracht…

P. P.: Na ja, streng genommen ist „Wachablösung“ nicht von mir, es sind ja Coverversionen von Dylan-Songs, wenn auch auf deutsch. Gleichzeitig ist eine EP mit Eigenkompositionen erschienen mit u.a. dem Titelstück Suite für Bluesgruppe und Wahrsager op. 1 – „Fragen“, dem ersten Teil eines Suiten-Zyklus‘.

strassenfeger: Du hast eine starke Affinität zu Bob Dylan, warum?

P. P.: Das hat sich so aus dem Gefühl heraus entwickelt. Ich habe versucht herauszufinden, warum ich mich so mit Dylan identifiziere und bin zum Ergebnis gekommen, daß wir beide sozusagen eine Persönlichkeitsschwäche haben. Bei Dylan äußert sich das in zwanghafter Kunstproduktion (Alben, nie endende Konzert-Tourneen und im Erfinden immer wieder neuer, von ihm dargestellter Personen (von denen eine „Bob Dylan“ heißt), wobei er zumindest in den 60ern sehr viel Drogen genommen hat; er schlüpft also in Personen und probiert diese aus, ob sie er selbst sein könnten. Wenn man so will, agiert Dylan eher seine Schwäche aus, ich dagegen gehe eher den Weg nach innen und suche das bißchen auf, das von mir übrig oder je da gewesen ist. Das Ergebnis dieses Prozesses kann man in den Suiten hören.

strassenfeger: Du erzählst, daß der Dylan-Song „Saved“ [gemeint ist „Covenant Woman“ – Nachtrag PP] Dein Leben gerettet hat…

P. P.: Ja, das kann man so sagen. Wenn man so persönlichkeitsschwach ist und im Prinzip gar nicht da ist, da hat man auch keine Lust mehr zu leben, dann weiß man nicht, warum man überhaupt leben soll. Aber eines Tages wird man so sehr von einem Lied angesprochen, das plötzlich den letzten Rest von Persönlichkeit aktiviert. Von allein ist man zu keiner Regung mehr fähig – ein Lied kommt von außen zu dir und läßt dich wieder etwas fühlen, und du bist wieder etwas da und kannst halbwegs wieder was mit dem Leben anfangen.

strassenfeger: Was waren denn so die größten Hürden bei der Produktion des Debütalbums?

P. P.: Es hat sich ganz schön in die Länge gezogen u.a. wegen Geldmangel; ich habe ja alles selbst produziert. Die Erlaubnis vom Dylan-Management zu bekommen, hat auch etwas gedauert, und am Ende wollte Dylan noch, daß ich zwei Stellen korrigiere.

strassenfeger: Träumst Du von tollen Plattenverkäufen und dem großen Erfolg, Ruhm als Musiker?

P. P.: Nein, ich will nur Popstar werden, am liebsten in der Neo-Emo-Szene – könnte schwierig werden.

strassenfeger: Wo kann man Deine Platte kaufen?

P. P.: In vielen Plattenläden in Berlin, und im Internet unter www.faultierfarm.net.

strassenfeger: Wie geht’s nach Deinem Debüt jetzt weiter?

P. P.: Dylan ist für mich eigentlich kein Debüt, eher ein Coming out; ich bin nur mit meinen früheren Produktionen nicht an die Öffentlichkeit gegangen, was ich aber ab jetzt tue. Vielleicht mache ich auch noch mal eine Platte mit Covern von Neil-Young-Songs, auch mit deutschen Texten, aber ganz sicher erscheint 2016 ein weiterer Teil des erwähnten Suiten-Zyklus‘ auf CD; Hauptstück darauf: Partita für Rockformation, Kammerorchester und Wahrsager op. 2 „Das Lied in mir“.

Erschien in Strassenfeger Nr. 1, Januar 2016, S. 28

 

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